Atomenergie 2019-03-26

Auf Kritik war mein Wunsch gestoßen: "Na, dann finde man sich mal ab, dass die Mehrheit für den Ausstieg ist.
Und wenn Terroristen Kühltürme kippen, dann will ich von Ihnen, dass Sie dort die Aufräumarbeiten erledigen.
Und wenn die Fässer mit dem Atommüll mal wieder aus angeblich "sicheren Lagern" geholt werden müssen, dann möchte ich, dass Sie es tun."

AKW-Fans warfen mir fehlendes Faktenwissen vor - und tatsächlich könnte ich kein Atomkraftwerk bauen:  -), aber mir genügen immerhin auch die Gründe, es nicht zu tun, wie nachfolgend erörtet: 

Frank Wagners Profil gibt so gar nichts her, auf welchem Gebiet er sich mit Fakten auskennt.

Deshalb andere Herangehensweise: Rainer Reelfs erklärt mal dem Vöcking, warum man sich hierzulande Kühltürme hinstellt und wie schnell den Brennstäben aus der Patsche geholfen ist. Stets riskantes Manöver, sonst wären AKWs bedarfsflexibler.

Geübt wird es - und glücklicherweise ohne Terrorangriff, denn der Mensch ist zittrigen Wesens, so groß mitunter seine Klappe in der Theorie.
Wenn es dann "schief geht", war es "menschliches Versagen", als sei das möglich ohne vorheriges Politikversagen. Und das Politikversagen hat weitere Ursache. Versagen der Gesellschaft in wichtigen Fragen, weil getäuscht und schlecht beraten von denen, die am Risiko verdienen - und im Fall der nicht gewollten Fälle "Verantwortung übernehmen" - durch Rücktritt :-)

Nun haben wir ja leider keinen Experten hier, der sich mit der "Versuchsanstalt Asse" auskennt, aber inzwischen dürfte bekannt sein, dass es jahrzehntelang unter den Augen jeglicher Regierungskoalition wohl eher eine "Wilde Atommüll-Kippe" war.

An alle drei:

Ich war viele Jahre Mitglied des Akademischen der Freien Universität Berlin, bewilligte hindurch den Haushalt für das ehemalige Hahn-Meitner-Institut. Damals noch mit Schwerpunkt auf den verbliebenen 2. Versuchsreaktor.
Da ging es um Wissenschaft und nicht um die großindustrielle Anwendung, für die es an Reife fehlt, solange "GAU" und "Entsorgung" bestenfalls Ziele oder aber bloß Propandasprech sind.

"GAU", weil sich mindestens in Tschernobyl und Fukushima zeigte, dass es als "Annahme" fehlte.
Aber so war nur seitens der verblendeten AKW-Fans, denn von den Kritikern sind die Risiken für jedes AKW speziell und für alle AKWs allgemein hinreichend benannt.
Drum macht es auch einigen Sinn, wenn von "Super-GAU" die Rede und gemeint ist: Über den GAU hinaus.

"Entsorgung", solange sich nicht dekontaminieren lässt.

Ich sprach mit HZI-Wissenschaftlern darüber, an welchen Risiken sie arbeiten. Echte Wissenschaftler sind vom Naturell her Erkenntnisoptimisten - und das müssen sie sein, ansonsten deplatziert, aber das weiß man als Entscheider - und so bestätigte sich mir, "dass es noch viel Forschung braucht" und zur verantwortbaren Nutzung in der Wirtschaft weit ist. - Freilich hätte der Berliner Senat dem FU-Senat nicht durchgehen lassen, wenn wir den Haushalt anders verabschiedet hätten. Aber das ist anderes Thema.

Überdies hatte ich Gelegenheit, die Atomwirtschaft auch mit Politikern und Wissenschaftlern der DDR und Sowjetunion zu erörtern. Die hatten "alles im Griff", versteht sich - und Kritik war ziemlich verboten, aber in Beantwortung der Fragen blieb es ungereimt wie im Westen.

Ohnehin ist die Geschichte der Atomwirtschaft in ihren Anfängen zu sehr mit dem Kalten Krieg und Atomwaffen verknüpft und später mit der Monopolisierung, der Abkehr von der Vielzahl an Stadt- und Industriekraftwerken.
Und um Prestige ging es international politisch auch immer.

Der wissenschaftliche Diskurs tut sich schwer, spätestens wenn etwas in Großanwendung ist und oft sogar schon, wenn Großanwendung in Aussicht steht. Niemand mag sich leichtfertig Karriere verbauen, indem er Zweifel anmeldet, deren Zerstreuung zu teuer oder zu sehr warten lässt.

Hinzu kommt die notorische Geheimhaltung von Störfällen und betrieblich erkannten Risiken. - Das mache ich in meinem Unternehmen zwar nicht anders, bin allerdings kein AKW oder Atom-U-Boot wie HMS Vanguard und Triomphant, die 2009 kollidierten, was eigentlich auch nicht passieren durfte.

Erfahrungsgemäß - bringen all solche Hinweise nichts, wenn sich jemand davon bedroht sieht, ihm würden die Ratenzahlungen für Auto und Häuschen gefährdet.

Drum belasse ich es mal beim Gesagten und wünsche eine schöne Woche. LG

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@Vöcking, seien Sie nicht so bockig, denn wenn Sie es tatsächlich lasen, dann werden Sie wenigstens einiges verstanden haben.
Da der Text allerdings reichlich lang wurde, wäre "nicht gelesen" ebenfalls nachvollziehbar, weil gegen eigenen Strich liest und denkt sich vielen Menschen schwerer.

Drum schreibe ich solche Texte auch für anderswo, denn hier in FB ohnehin nur für wenige Personen und Tage gegenwärtig.

Einzig FB merkt sich, was wir beide uns schreiben ;-)
Also: Schwamm drüber. LG

Markus S. Rabanus  2019-03-26

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