Wahrheit und ihre Vielzahl

unfertiger Text

vorläufig mal vier:

[quote="Herbert"]Nein. wahr ist wahr. da beißt die Maus keinen Faden ab. Wahr kennt keine Abstufungen (ist so wie mit schwanger). [/quote]
Ein gutes Beispiel für einen häufigen Irrtum, denn 

a) historische Wahrheit: man wusste tiefere Dinge nicht immer, sondern "wunderte" sich, während Nichtreligiöse nur "staunten" und oft haben sie noch heute Anlass dazu, 

b) praktische Wahrheit: gibt es eine Vielzahl von Schwangerschaften, die ganz und gar nicht bewahrheitet, was sie verspricht. Wahr wird unwahr, subjektiv wie objektiv. Und ist oft von vornherein so beschieden,

c) wissenschaftliche Wahrheit: hinsichtlich Gottesbeweis im Vgl. zum Schwangerschaftstest scheint mir ein Unterschied, der zumindest vorläufig weiter besteht,

d) persönliche Wahrheit und Kern des Streits: der religiöse Glaube ist ein Verlangen nach emotionaler Bindung über die Seins- und Denkensgrenzen hinaus. Der Gläubige erlebt darin Enttäuschung, Prüfung, Bestätigung. Es kann sein wie die Ehe. Deshalb oben als Beispiel. Und hält oder bricht oder kam gar nicht erst zustande, denn bekanntlich gibt es glückliche Singles und welche die verheiratet bleiben, auch wenn sie nicht zueinander passen. "Die einzig Wahre" hatte mir verschiedene Namen. Wahr ist unwahr, weil Teil unserer Wahrheit sind - "da beißt sich die Maus keinen Faden ab". 

Die Wissenschaft mag behilflich sein gegen manch unnötig weinendes Marienbild und anderen Schabernack, aber "wissenschaftsgläubig" sind Religiöse wie Atheisten dennoch. Denn bei aller Skepsis aus unterschiedlichen Paradigmen ist die Wissenschaft den Religiösen nicht minder Hilfe zu mehr Medizin, Technik, Wissen, Zerstreuung und Wahrheit. Aber von all dem wird doch der Atheismus ihrem Verlangen nach Religion kein Ersatz. Was hätte der Atheismus gleichwertig zu bieten? Ewiges Leben mit Glückseligkeit ohne Ende? Das wäre nur Entpersonalisierung, aber ohne Garanten fehlt es vielen zur Glaubwürdigkeit des Garantierten, wenn nicht Naturgesetze greifen und begriffen sind. Zu weit ist die Wissenschaft und die Menschenmoral von solchen Erfolgen entfernt, sogar auch mit meinen vermeintlich blauen Augen zur Machbarkeit des politischen Friedens auf Erden.

Leben und Liebe über unsere Begrenztheiten hinaus. Ausgleichende Gerechtigkeit. Du brauchst nicht so viel davon. Ich auch nicht. Aber andere brauchen es und sind andere Wahrheit als Du und ich.

Du fällst hinter beste Philosophie zurück, wenn Du Wissenschaft und Atheismus identifizierst, obwohl es nur Wunschdenken von Atheisten ist. 
 
sven

Herbert schrieb: "Falsch. Ich schrieb: Alles Wissen ist Vermutungswissen. Stammt nicht von mir , sondern von Karl Popper, Imre Lakatos, Thomas Kuhn, ..."

Eigentlich bin ich Freund von neuen Begriffen, denn wir wären behäbiger im Begreifen und Transportieren neuer Erkenntnis, wenn wir die Begriffe nicht mehrten, aber mit den Begriffen "Vermutung" und "Wissen" komme ich bestens aus, um sie nicht durch "Vermutungswissen" der zugedachten Tendenz zu berauben. Die Wissenschaft strebt aller Erkenntnistheorie bewusst zum Trotz nach Wissen, auch wenn sie zumeist nur Vermutungen landet, aber "Vermutungswissen" will ihr gerade nie genügen, sondern würde zum Stillstand führen. 

Herbert schrieb: ""Von der Amöbe zu Einstein ist es nur ein Schritt." Sir Karl Raimund Popper: Objektive Erkenntnis, 4.Aufl. S.257

Auch dieses Exempel hievt mir Sir Popper nicht auf den Olymp, denn dafür sollte auch ihm sein "Vermutungswissen" zu dürftig sein, dass ihm die Menschheitsgeschichte und weiter zurück bis zur Amöbe als "nur ein Schritt" selbstglaubwürdig ist.

>> Wahrheit und Vorurteil