Rechtschreibreform

Die Rechtschreibreform sollte Gegenstand einer Bundestagsdebatte sein, die zu der Empfehlung gelangt, dass die alten und neuen Rechtschreibregeln weiterhin als "richtig" koexistieren und verbindliche Regelungen nur für amtliche Schriften Wirksamkeit entfalten.

Schrift ist wie Sprache ein Teil des Selbstbewusstseins der Menschen, ein Teil der sozialen Kompetenz. Politik darf sie ihm nicht in Abrede stellen, wie es durch die geplante Alleinverbindlichkeit der neuen Rechtschreibung passieren würde. Die Menschen müssen "mitkommen" können. Ansonsten wäre die neue Rechtschreibung "falsch" und nicht der Mensch, der sich zu ihr nicht bekennen und umzulernen vermag.

Schrift ist wie Sprache ein lebendiger Prozess. Das schließt politische Einwirkung darauf nicht aus, aber doch mit dem Vorbehalt, dass Lebendiges nicht ausgelöscht wird, sondern dem Wandel der Generationen angepasst wird, allenfalls gefördert, aber nicht verordnet.
  
Es irren jene, die meinen, dass durch die Streichung vieler Regeln tatsächlich Regeln gestrichen seien, denn wenn die Einhaltung der alten Regeln für "falsch" erklärt wird, dann ändern die alten Regeln für den in ihnen geschulten Menschen nur das Vorzeichen. 

Die alte Regel wäre für meine Generation nur dann wirklich "gestrichen", wenn ich sie weiterhin gebrauchen darf.

Schiffahrt oder Schifffahrt ? Wo ist das Problem? Der Ästhet mag sich mit einer Wiederholung längst genügen,
während es der Fachmensch vielleicht dreifach wünscht. Lasst sie schreiben. Auf den Inhalt kommt es an, denn kein Misstand, Mißstand, Missstand ist dadurch weniger, dass es nur eine Schreibweise gibt. 

Die wichtigste Regel für Regeln sollte lauten, dass es nur Regeln braucht,  wo es wirklich Regeln braucht.

Die Rechtschreibreform brachte unbestreitbare Fortschritte. Es wäre schade, wenn die Reform am berechtigten Widerstand meiner Generation scheitern würde, denn das wäre wiederum eine Zumutung für die junge Generation und schadet ihrem  Vertrauen in die Politik.

All das wäre zu vermeiden, wenn die Politik zu der Empfehlung gelangt, dass die Regelwerke künftig koexistieren, den Generationen gerecht und damit Altes nicht "falsch" wird, sondern "veraltet" wie bisher.

Mit freundlichen Grüßen
Markus Sebastian Rabanus
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