Koranverbot wäre wie Bibelverbot

Bei den Europa-Wahlen 2009 gewann der niederländische Rechtsextremist Geert Wilders mit seiner Forderung nach Verbot des Koran beträchtlich an Stimmen. Seine Behauptung lautet, dass der Koran mit der Freiheit unvereinbar seien. Dazu bedient er sich solcher Suren, in denen der Koran zum Kampf gegen Ungläubige aufruft und den Frauen die Gleichberechtigung abspricht. Muslime möchte er die Pflicht auferlegen, solche Seiten aus dem Koran zu reißen.

Dass es ebensolche Verse bis hin zur Vernichtung ganzer Völker auch in der Bibel gibt, dürfte Wilders und seinen Wählern sehr wohl bekannt sein. Gleichwohl wäre es sein politisches Aus, wenn er verlangen würde, auch die Bibel zu verbieten oder dort Seiten rauszureißen.

Glaube ist, was jemand draus macht. Leute wie Bin Laden und Wilders machen aus dem Koran eine Kriegserklärung gegen die Menschlichkeit, wie auch die Bibel in den Jahrtausenden immer wieder für Kreuzzüge und für die Unterdrückung der Frau instrumentalisiert wurde, womit es auch längst nicht vorbei war, als Jesus Teil des Glaubens wurde. 

Glaube ist, was jemand draus macht. Es ist die moralische und politische Pflicht aller Muslime, ihren Glauben so zu leben, dass die Feindschaft gegen den Islam widerlegt wird. Es ist die moralische und politische Pflicht aller Bürger und Staatsapparate, die Religionsfreiheit zu verteidigen, so also auch den Islam mit seinem Koran.

Der Koran hat wie die Bibel viele Passagen, die aus andersgläubiger Perspektive feindselig sind, aber eben auch viele Passagen, die in aller Deutlichkeit auf den interreligiösen Respekt verpflichten. Wenn Juden, Christen, Muslime und Atheisten nicht lernen, das Positive und Gemeinsame auch im jeweils anderen zu sehen, dann werden die Gräben tiefer - und nur dann "gewinnen" Strolche wie Wilders, die uns die bösen Sprüche in den Vordergrund rücken.

Eine Anmerkung zum Wahlergebnis in den Niederlanden: 

Es ist bitter, dass eine Bevölkerung mit derart hohem Bildungsniveau und liberaler Tradition solch einem Politiker so viele Stimmen bescherte. Mich macht es persönlich betroffen, denn ich habe niederländische Familienteile - und zwar deshalb, weil es sogar auch Kriege nicht vermochten, uns einander menschlich zu entreißen. Damals wurden die Juden verteufelt, heute darf es sich nicht mit der Verteufelung der Muslime wiederholen.

Markus Rabanus - Dialogie.de 20090607   >> Islamforum

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