Friedensbewegung und Identifikation

Hallo JS,

dass Du mir nichts unterstellen magst, so auch keinen Antiamerikanismus, ist recht so, weil es es nicht darauf ankommen kann, ob jemand von Washington oder Berlin aus zum Kriege ruft, denn auch gegen Diktatoren verbietet sich die Selbstjustiz.

Ich gehe darauf mit einem Leitposting gesondert ein und gehe dieser Stelle nur nochmals auf die Friedensbewegung ein:

Im Grunde genommen langweilen mich Debatten über "Unterwanderung" und "Kollaboration", denn das hörte ich, solange ich Politik machte. Es sind die üblichen Methoden der politischen Konkurrenz zur Behinderung deren Interessenwahrnehmung, dient der Vergiftung demokratischer Kultur und treibt in die Polarität unvereinbarer Standpunkte.

Du irrst, wenn Du mich als mit der FrieBew "identifizierst" siehst, denn sie taugt nach meinem Politikverständnis so wenig wie die "Allianz der Willigen" zur Identifikation, wenn Du Dir anschaust, wer sich dort laut Bush expressis verbis alliiert hat: Diktaturen, Demokratien, Oligarchien, Mörder, Heilige, Bin Laden-Fans usw.  - also eine prinzipiell nicht anderes Konglomerat als die globale FrieBew war. Mit allerdings umgekehrter Richtungsentscheidung.

"Identifizieren" kann ich mich allenfalls mit "groben Linien" und Einzelforderungen, die es auf Seiten von Arbeitgeberverbänden so viele geben kann wie auf Seiten des DGB,  auf Seiten der Parteien ebenso.  Deshalb werde ich zuweilen Teil oder "Anwalt" von ausgewählter Initiativen bin. 
Und es steht dazu auch nicht im Widerspruch, wenn ich Mitglied einiger Organisationen bin, wenn ich mir davon verspreche, Interessen besser vertreten zu können. Allerdings kann man sich darin vergaloppieren, aber die Risiken aus Untätigkeit sind demgegenüber kaum geringer.

"Grob-Linie" der FrieBew war die Kriegsverhinderung, wie immer Du Transparente und deren Nebeneinander interpretierst.

Diese "Grob-Linie" machte die zahlenmäßige Stärke der Friedensbewegungen aus und findet meinen Beifall. Dennoch wäre mir eine andere "Grob-Linie" lieber gewesen und Du brauchst nichts von meinen Vorkriegs-Postings gelesen zu haben, aber all meine Beiträge bezogen sich gerade darauf, dass bloßer Antikriegsprotest nicht zur Kriegsabwendung ausreichen wird, dass es vielmehr darauf ankomme, die internationale Rechtsordnung zu entwickeln und Durchsetzungsmittel zu schaffen, was eben keine Phantasterei ist, sondern konkretes Erfordernis, das sich sehr wohl realisieren ließe, wenn die Politik ihr Handeln ernsthaft vom Recht leiten lassen wollte, was ich nicht nur für Bush & Co., sondern auch für Schröder, Fischer & Co. bestreiten würde, wenngleich letztere  mir dieses Mal in der konkreten Krieg-Frieden-Frage näher waren als Bush, Blair, ...

Egal, halte Du die FrieBew, wofür Du magst. -  Ich hatte andere Probleme mit ihr.

Grüße von  Sven

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