Femizid - An die Opferkinder   2022-05-06

sowat kommt gar nicht in Betracht, denn ich will den Opferkindern nicht in Loyalitätskonflikte verschärfen. 

Was ich euch sage, wenn wir uns sehen - ich weiß es noch nicht - und wahrscheinlich müssen wir auch gar nicht drüber reden - jetzt nicht oder doch - oder später - oder nie.

Lassen wir es auf uns zukommen. 

Aber irgendwie glaube ich, dass ich darauf vorbereitet sein sollte - und mich besser versuche, mich nach und nach zu sortieren, denn viele Gedanken, aber auch viele Gefühle, die durrcheinander bringen. 

Nicht leicht, denn zu nah vor meiner Tür. 

Also mein nachstehender Text wird es nicht sein, denn nur erste Sammlung von Gedanken, die ich möche es vorab ein bisschen komplett haben. Und dann sortieren. Überlegen. Vieles anders schreiben.

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Was würde ich den Kindern sagen, deren Vater ihnen die Mutter ermordete? 

Und ob die Kinder dadurch beide Elternteile verloren? 

Mein ersten Gedanken bejahten diese Frage, aber der Vater lebt - und darum entscheidet die Zukunft, was daraus wird. 

Es  lässt sich nicht sagen, wie diese Zukunft sein wird, aber klar ist doch immerhin, dass es sowohl vom Vater als auch von den Kindern entschieden wird. 

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Nach allem Wenigen, was ich über Eure Mutter erfuhr, war sie eine sehr kluge, liebe und mutige Frau.

Niur ledier verstanden sich Eure Mutter und Euer Vater nicht mehr. 
 
Eure Mutter war eine stolze Frau - darum konnte sie es nicht gefallen lassen, dass ihr Mann sie schlug.

Dazu hate er nicht das Recht - und das war ihm erklärt, aber er nahm es sich, weil er ein Mann sein wollte, dem die Frau zu gehorchen habe, als sei sie ein Hund. 
 
------------ anders --------------

Aber solches Recht gibt es nicht mehr in unserer Welt. Die Menschheit hat erkannt und beschlossen, dass Frauen nicht weniger Rechte haben als die Männer, 

dass die Mütter nicht weniger Rechte haben als die Väter. 

Aber was die Menschheit entschieden hat, ist noch immer nicht in allen Köpfen.

Euer Vater wusste, dass es verboten ist, Frauen zu schlagen, aber wollte sich an dieses Gebot nicht halten und verstieß dagegen so oft, 

dass sich Eure Mutter von ihm trennte. 

Auch das akzeptierte er nicht - und so wurde er zum Mörder, nahm ihr das Leben und euch die Mutter,

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Vielleicht hatte Euer Vater ein Problem damit, dass in unserer Gesellschaft die Mutter mitbestimmen kann, was mit dem Geld gekauft wird. 

Das hätte einsehen müssen - und er hätte dankbar sein müssen, dass er in diesem Land Frieden, Freiheit und Sicherheit fand, dass er versorgt von uns allen. 

Auch ich bin dankbar, dass ich hier in Frieden, Freiheit und Sicherheit leben kann - und darum nicht damit einverstanden, dass Euer Vater mit einem Messer unterwegs war. 

Auch das kann ich ihm nicht entschuldigen, denn dafür wollen wir keine Zuflucht und kein Asyl gewähren, sogar auch dann nicht, wenn ihm in seiner Heimat schlimmstes Unrecht widerfuhr, aber er durfte kein Unrecht in unsere Gesellschaft mitbingen. 

Nein, das sage ich Euch so bald ganz bestimmt nicht, vielleicht später mal, aber irgendwann muss gesagt sein, denn es ist wahr - und müssen uns die Wahrheit sagen, sonst ist unsere Welt verlogen. 

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Vielleicht hatte Euer Vater die falschen Freunde, die ihn verachteten, weil Eure Mutter sich von ihm nicht kommandieren und nicht schlagen ließ. 

Aber falsche Freunde sind niemals gute Ausrede, denn wer gut ist, hat gute Freunde und wer schlecht ist, hat schlechte Freunde. 

Und wem sich guten Freunde finden, denn auch das kommt vor, dann hat man besser keine Freunde. 

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Dafür wird er von uns bestraft. Und das muss so sein, denn wir wollen, dass alle Männer wissen, wie ernst wir es meinen, wenn wir sagen: "Keine Gewalt gegen Frauen"

und keine Gewalt gegen andere, denn wir dulden es nicht, dass Stärkere über Schwächere herfallen. 

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Ihr kennt mich nicht - und ich euch viel zu wenig - und was wird nun aus euch mit diesem Vater? 

Das entscheidet ihr - und braucht euch nicht die Freiheit zu nehmen, es immer wieder neu und anders zu entscheiden. Das ist euer Recht. 

Vielleicht lassen wir es euch in der ersten Zeit noch nicht allein entscheiden, aber in die Herzen mischt sich niemand ein, sondern soll euch trösten, soll euch schützen und euch Kraft geben. 

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Als der Mord geschah, waren es nur wenige Meter von meinem Haus - und niemand hatte helfen können, denn es geschah zu schnell.

Eurem Vater gelang die Flucht - und das war gut so, denn wir waren sehr böse auf ihn. 

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Als wir von Euch Kindern erfuhren, waren wir noch entsetzter und viele zerriss es in Trauer, Wut und Mitleid.

Aber die Wut ist wie gefährliches Feuer - und darum ist es besser, sie zu löschen, sobald wir sie in uns aufsteigen fühlen.. 

Ich löschte meine Wut sofort. Ich konnte es, weil ich mich darin schon als Kind übte, denn die klügsten Erwachsenen wollten es so, dass ich mich nie von bösen Gefühlen beherrschen lasse, sondern möglichst klug entscheide. 

Versucht das auch. Es macht Euch stark, viel stärker, als die Wut Euch stark machen kann. Viele machen das falsch - und vielen Filmen ist es falsch, denn der Verstand macht stärker als die Wut.

Nun könntet ihr glauben, dann hätte die Mutter überleben müssen, aber Nein, denn wenn jemand von hinten mit einem Messer kommt, dann nutzen tatsächlich weder Mut, Wut oder Verstand. 

Und so war es leider. 

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Markus S. Rabanus  2022-05-06

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