Elie Wiesel  

Elie Wiesel (* 30. September 1928 in Máramarossziget (Sighetu Marmaţiei), Königreich Ungarn, heute Rumänien) ist ein US-amerikanischer Schriftsteller und Überlebender des Holocausts. 1986 erhielt Wiesel, als Verfasser zahlreicher Romane und sonstiger Publikationen, u. a. auf Vorschlag von Mitgliedern des Deutschen Bundestags, den Friedensnobelpreis für seine Vorbildfunktion im Kampf gegen Gewalt, Unterdrückung und Rassismus. 2003 wurde Wiesel zum Vorsitzenden der Internationalen Kommission zur Erforschung des Holocaust in Rumänien, kurz Wiesel-Kommission, berufen. Neben anderen Einflüssen spiegelt Wiesels Denken auch sein eingehendes jahrzehntelanges Talmudstudium, unter anderem bei den Rabbinern Mordechai Schuschani (Paris) und Saul Lieberman (New York), wider. Wiesel ist überzeugter Zionist und ein Verfechter und Befürworter der Souveränität des Staates Israel. 2005 erhielt er den Dignitas Humana Award.

Frühe Jahre und Erfahrungen mit dem Holocaust

Elie Wiesel wurde 1928 im rumänischen Sighetu Marmaţiei geboren. Sein Vater war jüdischer Kaufmann und er wuchs in einem stark von orthodoxen Juden beeinflussten Umfeld auf. Er besuchte die Schule in seinem Heimatort und wurde 1944, unter ungarischer Herrschaft, von den deutschen Nationalsozialisten gemeinsam mit seiner Familie in das Stammlager des Konzentrationslagers Auschwitz deportiert. Nach drei Wochen wurde er mit seinem Vater in das Lager Auschwitz-Monowitz verlegt. Später kam er in das Konzentrationslager Buchenwald, aus dem er am 11. April 1945 von amerikanischen Truppen befreit wurde.

Journalistische Laufbahn

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging Wiesel nach Straßburg und lernte Französisch. Von dort ging er zum Studium an die Sorbonne in Paris. 1948 bereiste er Israel und berichtete für die französische Zeitung L'Arche über die israelische Staatsgründung. Ab 1952 war er Korrespondent in Paris für die Zeitung Jedi'ot Acharonot, die in Tel Aviv erschien. Für dieselbe Zeitung ging er 1956 nach New York City und arbeitete als Berichterstatter bei den Vereinten Nationen.

Im Jahr 1963 siedelte er vollständig in die USA über und wurde amerikanischer Staatsbürger. Er erhielt 1972 eine Professur am City College in New York und lehrte Philosophie, Judaistik und Literatur. Seit 1978 ist er Professor für jüdische Studien an der Universität in Boston und seit 1979 Vorsitzender des Holocaust Memorial Council, welches in demselben Jahr von Jimmy Carter initiiert wurde.

Schriftstellerische Tätigkeit

Wiesel verarbeitet in seinen Büchern vor allem die Geschehnisse während des Holocaust, um ein Vergessen oder eine Gleichgültigkeit gegenüber dieser Zeit zu verhindern. Zugleich kritisiert er die politischen Führer jener Zeit, die durch öffentlichen Protest gegen Deutschland die Lage hätten ändern können, es jedoch nicht getan haben. Seine schriftstellerische Laufbahn ist dabei vor allem zu Beginn durch den Zuspruch von François Mauriac geprägt. Dieser motivierte ihn, seine Erfahrungen literarisch aufzuarbeiten. Wiesel schreibt überwiegend in Französisch.

Im Jahr 1958 erschien sein erstes Buch unter dem Titel Nacht. Dieses wurde von ihm ursprünglich als Buch in jiddischer Sprache mit einem Umfang von etwa 800 Seiten geschrieben. Erst als er es auf 127 Seiten zusammenkürzte, wurde es veröffentlicht. In dem Buch stellte er seine Erfahrungen dar, indem er sie der Hauptperson „Elischa“ andichtete. Es stellte den ersten Band einer Trilogie dar, die er als Die Nacht zu begraben, Elischa benannte. Deren weitere Bände Morgendämmerung (1960) und Tag (1961) schildern das weitere Leben des Elischa, zuerst als Terrorist in Palästina und später bei seinen Versuchen, einen normalen Anschluss an das Leben und die Gesellschaft zu finden. 1962 erschien Gezeiten des Schweigens, in dem Wiesel die heimliche Rückkehr eines Juden in seine Heimat Ungarn nach dem Krieg thematisierte. Der Roman Der Gesang der Toten (1967) schildert das Leben der Gefangenen in den deutschen Vernichtungslagern, der zugleich eine autobiographische Skizze darstellt.

Das Leben als Jude während des Sechstagekrieges schildert er in dem Roman Der Bettler von Jerusalem (1968), in dem er einen Juden darstellt, der Schwierigkeiten hat, seine reale Lebensweise mit den Gesetzen des Talmud in Einklang zu bringen. In Zalmen (1968) und Das Testament eines ermoderten jüdischen Dichters (1980) geht es um das Leben der Juden unter der Regierung Stalins in der Sowjetunion.

Elie Wiesel schrieb das Vorwort zur deutschen Ausgabe der Lebensgeschichte von Jan Karski („Jan Karski -- Einer gegen den Holocaust, Als Kurier in geheimer Mission“).

In vielen weiteren Werken und auch in wissenschaftlichen Studien stellte Elie Wiesel die Lebensweise der Juden weltweit dar, machte jedoch auch auf gesellschaftliche Probleme aufmerksam, etwa auf die Hungernden in den afrikanischen Staaten oder die Flüchtlingslager in Kambodscha.

Elie-Wiesel-Stiftung

Elie Wiesel ist Gründer der Elie-Wiesel-Stiftung. Diese hat sich zum Ziel gesetzt, gegen Intoleranz und Ungerechtigkeit in der Welt zu kämpfen. Im Zuge der Investoren-Affäre um Bernard L. Madoff wurde am 25. Dezember 2008 bekannt, dass die Stiftung insgesamt 15,2 Millionen US-Dollar, was fast ihrem gesamten Vermögen entspricht, durch Madoff habe verwalten lassen. Dieses Vermögen ist verloren.

Überfall in San Francisco

Am 1. Februar 2007 wurde Wiesel in San Francisco vom damaligen Holocaustleugner Eric Hunt körperlich angegriffen. Dieser erklärte später im Internet, er habe Wiesel dazu nötigen wollen, zu erklären, dass die Inhalte seines Holocaustbuchs Die Nacht fiktiv seien. Hunt wurde später gefasst, angeklagt und zu einer Freiheitsstrafe verurteilt.

... Auslassung durch Inidia-Redaktion

Werke (Auswahl)

Geschichten gegen die Melancholie. Die Weisheit der chassidischen Meister 
Adam oder das Geheimnis des Anfangs. Legenden und Porträts 
Der Vergessene. Roman 
Der fünfte Sohn. Roman 
Gezeiten des Schweigens. Roman 
Den Frieden feiern. Mit einer Vorrede von Václav Havel 
Die Weisheit des Talmud. Geschichten und Porträts 
Gesang der Toten. Erinnerungen und Zeugnis 
Der Prozess von Schamgorod 
Die Nacht 
Alle Flüsse fließen ins Meer. Autobiographie. 1995, ISBN 3-455-11108-4 
... und das Meer wird nicht voll Autobiographie 1969-1996. 1996, ISBN 3-455-11110-6 
Das Gegenteil von Gleichgültigkeit ist Erinnerung, M. Grünewald, Mainz 1999, ISBN 3786718253 
Schuldig sind nur die Schuldigen in: Martin Doerry (Hg): Nirgendwo und überall zu Haus. Gespräche mit Überlebenden des Holocaust DVA, München 2006, ISBN 3421042071 (auch als CD) S. 204 - 211 

Zitate

"Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit. Das Gegenteil von Leben ist nicht Tod, sondern die Gefühllosigkeit."- Geschichten gegen die Melancholie. - Quelle: Harenberg Lexikon der Sprichwörter und Zitate, 2002, 3. Aufl. 

"Es liegt jetzt an euch, und wir werden euch dabei unterstützen - dass meine Vergangenheit nicht zu eurer Zukunft wird." - Rede an Jugendliche zum UN Weltfriedenstag, New York, 21. September 2006, UN Webcast (00:16:35) webcast.un.org 

"Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten." - Rede bei Verleihung des Friedensnobelpreis 1986 
(Original engl.: "We must always take sides. Neutrality helps the oppressor, never the victim. Silence encourages the tormentor, never the tormented.") - eliewiesel.info

Elie-Wiesel-Stiftung >> www.eliewieselfoundation.org

Quelle und mehr >> http://de.wikipedia.org/wiki/Elie_Wiesel 20090606

NACHTRAG: Am 5.6.2009 begleitete Elie Wiesel den neuen US-Präsidenten Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel in die Gedenkstätte Buchenwald: “In those times, it was human to be inhuman. And now the world has learned, I hope. And of course this hope includes so many of what now would be your vision for the future, Mr. President. A sense of security for Israel, a sense of security for its neighbors, to bring peace in that place."

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