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         Rabanus Verlag Berlin Vergabeverfahren  | 
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| Antipreis-Umwelt Antipreis-Technik Antipreis-Physik  | 
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         dotiert
        mit 5.000,oo DM  | 
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         die
        Preisverleihung  | 
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         Entwurf der Laudatio  | 
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         Die
        sensationellste Erkenntnis in der Physik des ausgehenden Jahrhunderts
        ist die Spaltbarkeit des Atoms. Sollten
        die Erfinder der Kernspaltung derart negativ zu würdigen sein? 
        Nein, denn wir sind für die Freiheit der Wissenschaft. Wir
        achten den Erfinder, solange er nicht von vornherein antihumanistischer
        Motivation verdächtig ist. Würden
        die Planer und Erbauer der Atomindustrie zu würdigen sein? Eher nicht,
        denn wie die Aktionäre und Betreiber ist diese Personengruppe zwar
        verantwortungslos in ihrem Handeln, aber die unmittelbaren, ökonomischen
        Vorteile setzen ab einer kritischen Masse spontane Handlungsweisen in
        Gang, was keine sonderliche Würdigung begründet. Hierbei geht es
        vielmehr um die bloße Deklaration von Wirkungszusammenhängen, die
        entweder politisch zu stoppen, zu fördern oder sich selbst zu überlassen
        sind. Also
        kämen die Politiker als Preisträger in Betracht. Franz-Josef Strauß
        ist verstorben. Brandt (tot), Schmidt, Kohl und Schröder setzen sein
        politisches Werk der radioaktiven Vervollkommnung unserer Umwelt fort
        und werden darin von den Grünen unterstützt, die sich längst von
        ihrer Entstehung aus der Anti-AKW-Bewegung zu einer atomstaatstragenden
        Partei zu emanzipierten. Aber müssen wir Politiker auszeichnen, die
        schon bei demokratischen Wahlen des Volkes Dank mit Ämtern auf der höchsten
        Gesellschaftsebene empfangen durften? Sicherlich nicht. Wir waren ratlos. Da traten wie Phönix aus atomarer Asche 570 deutsche Professoren mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit und bejubelten die wirtschaftliche Verwertung der Kernspaltung als die Ultima Ratio der Energiepolitik. Ihre Erkenntnis gipfelte in der These, daß Atomkraftrisiken seien mit denen der Windkraft vergleichbar. Diesen
        Triumph über jegliche Vernunft und Wahrheit gilt es mit der Verleihung
        nicht nur des Antipreises-Umwelt, sondern auch weiterer 
        Antipreise zu feiern. Gegen
        unsere Entscheidung wurde eingewandt, dass die Professoren bereits von
        anderer Seite belohnt sein könnten. Das denken wir nicht. Wir glauben
        unverdrossen an den Altruismus unserer Hochschullehrer, denn die reine
        Wissenschaft erträgt nichts allein als
        das trockene Brot der unbeschränkten Geistesfreiheit. Vielmehr vermuten
        wir hinter der Erklärung die tiefere Einsicht von Teilen der
        Professorenschaft, die Gunst der Stunde zu nutzen und die Koalition der
        rot-grünen Unvernunft auseinander zu jagen, damit die Karten der Macht
        in unserem Deutschland neu gemischt werden. Nie waren SPD und Grüne so
        am Boden, kein anderes Thema hat für diese geschwächte Koalition mehr
        buchstäbliche Sprengkraft als die Atompolitik. Die leidenschaftlichen
        Spalter  waren getrieben von der Befürchtung, dass sich diese
        Regierung erholen und möglicherweise die nächsten 16 Jahre unsere
        Geschicke bestimmen könnte, denn das dürfte ungefähr der Halbwertzeit
        des geistigen Erbes von Helmut Kohl entsprechen. Nein,
        wir wollen die Gelegenheit nicht nutzen zum politischen Rundumschlag,
        sondern die Preisverleihung am 11.11.99 in einer Feierstunde abhalten.
        Die Preisträger werden gebeten, persönlich zu erscheinen. Das
        ausgelobte Preisgeld in Höhe von fünftausend DM wird in geeigneter Stückelung
        und aus Gründen der Währungsstabilität münzweise ausgeteilt - und
        wie gewohnt in verschlossenen Briefumschlägen. Die Verleihung zu einem früheren Zeitpunkt erschiene uns so kurz nach dem atomaren Feuer von Tokaimura geschmacklos. Der Politik und Wirtschaft soll eine Schonfrist eingeräumt sein, durch andere Skandale das Schicksal der mehr als 300.000 Japaner vergessen zu machen, die im unmittelbar und für die nächsten 24.360 Jahre kontaminierten Gebiet leben. Die
        Auszeichnungen werden den 570 Professoren kollektiv verliehen, denn in
        ihrer Aktion kam kollektivistischer Gemeinsinn zum Ausdruck, der ebenso
        für die Angst stehen könnte, als einsame Schwindler dazustehen. Während
        es uns diesbezüglich jedoch an hinreichender Gewissheit mangelt, sind
        wir uns sicher, dass der professorale Beitrag ein zu würdigendes,
        wenngleich aussichtsloses Bemühen darstellt, die Verseuchung der Umwelt
        für alle kommenden Generationen zu legitimieren. Warum
        das hohe Preisgeld?   1.
        Die Professoren werden 5.000,- gemeinsame DM nicht für übertrieben
        hoch halten.  2.
        Der Preis für unsere Gesundheit und für das Überleben unserer Kinder
        wäre für diese wissenschaftliche Leistung noch viel höher.  Die
        Preisträger sind: 1.
        Alfred Voß,  Stuttgart, Professor für Energiewirtschaft  | 
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         Wenn die Öffentlichkeit Stellung zu dieser Preisverleihung nehmen möchte, werden die Beiträge an das Forum@Umweltpreis.de erbeten.  | 
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         www.jaa.de Rabanus Verlag Berlin Impressum  | 
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         02.10.99  | 
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